Rede von Präsidentin von der Leyen anlässlich der Maersk-Schiffstaufe

Rede der Präsidentin anlässlich der Maersk-Schiffstaufe

Liebe Ane,

Lieber Robert,

Lieber Vincent,

Exzellenzen, Ministerinnen und Minister,

verehrte Gäste,

welche Ehre für mich, heute hier zu sein, um das erste grüne Containerschiff der Welt zu taufen. Sie haben schon von Robert und Vincent gehört, wie wichtig dieser Augenblick ist. Und ich könnte nicht entschiedener zustimmen. Noch vor wenigen Jahren wäre es unwahrscheinlich, ja, vielleicht sogar unmöglich gewesen, ein Schiff mit grünem Methanol zu betreiben. Was also ist seither passiert?

Der Klimawandel und die Erderwärmung sind keine neuen Phänomene. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Politikerinnen und Politiker diskutieren sie seit Jahrzehnten. Und genauso lange wissen wir alle, dass wir die Treibhausgas-Emissionen senken müssen. Und doch – als ich vor vier Jahren mein Amt antrat, war die Idee einer Netto-Null-Schiffsbranche nichts als ein Traum. Es fehlte noch etwas, um große Investitionen in klimafreundliche Technologien anzustoßen: Sie brauchten Gewissheit, wohin die Reise geht, einen klaren Kurs, um die Segel setzen zu können. Und wir haben auf Sie gehört. 2019 legte die Europäische Kommission den europäischen Grünen Deal vor, nicht nur mit einer klaren Vision von Europa als erstem klimaneutralen Kontinent, sondern auch mit verbindlichen Rechtsvorschriften, denen sich alle unsere 27 Mitgliedstaaten – der weltweit größte Wirtschaftsblock – verpflichtet haben. Das hat die Planungssicherheit gebracht, die Sie brauchten, um zu handeln.

Im Rahmen des Grünen Deals haben wir mehrere Gesetzesvorlagen angenommen, um die Schiffsbranche sauberer und nachhaltiger zu machen. Und es war Maersk, das die Gelegenheit mit dem berühmten dänischen Weitblick beim Schopf packte. Vor zwei Jahren haben Sie, wie Sie sagten, das erste methanolbetriebene Schiff bestellt. Und Sie gehen davon aus, dass noch vor Ende dieses Jahrzehnts 25 Ihrer Schiffe mit grünem Methanol angetrieben werden. Das spart pro Jahr 2,75 Millionen Tonnen CO₂ ein – dank grüner Kraftstoffe, die hier in Dänemark mit Sonnenenergie hergestellt werden sollen. Was für eine Leistung! Um zu schaffen, was Sie erreicht haben, brauchte es Visionen und es brauchte Führungsstärke und vereinte Kräfte. Uns allen ist klar, dass wir uns gemeinsam in diesem Übergang befinden. Der europäische Grüne Deal bringt politische Ambitionen und öffentliche Investitionen mit privaten Investitionen und Innovationen in Einklang. Und dieses schöne Schiff ist ein erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit.

Es gibt ein zweites Element, das ich hervorheben möchte. Nicht nur sah Maersk, wohin die Reise geht –sondern Pioniere wie Sie gestalten die Wirtschaft der Zukunft. Diese Veranstaltung ist eine große Sache – nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt. Wie Sie sagten, laufen 90 Prozent des Welthandels über den Seeweg. Die internationale Schifffahrt ist für 3 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die erfolgreiche Dekarbonisierung von Schiffen bringt uns nicht nur bei unserem Kampf gegen den Klimawandel voran, wir schaffen auch neue Lieferketten, neue Branchen und Tausende neuer, qualitativer Arbeitsplätze. Das ist der Grund, warum der europäische Grüne Deal Ergebnisse zeitigt: Weil wir ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichen Chancen verbinden.

Die nächste Priorität ist, uns grüne Kraftstoffe in großem Maßstab zu sichern, wie Sie sagten. Nehmen Sie Wasserstoff: Bis 2030 wollen wir jährlich 20 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff produzieren und in die Europäische Union importieren. Das ist möglich, weil wir schon jetzt erneuerbare Energie einsetzen wie nie zuvor. Dieses Jahr haben wir in Europa erstmals mehr Elektrizität aus Windkraft und Sonnenlicht erzeugt als aus Gas. Mit reichlich vorhandenen und erschwinglichen Erneuerbaren wird es selbstverständlich mehr Investitionen in alternative Kraftstoffe wie grünen Wasserstoff, Ammoniak und Methanol geben.

Und weil die Schifffahrt international ist, hören unsere Bemühungen nicht in Europa auf. Wir haben, wie Sie sagten, in der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation hart für ein ambitioniertes globales Handeln gearbeitet. Die im vergangenen Juli erzielte Vereinbarung zur Senkung des CO₂-Fußabdrucks des internationalen Seeverkehrs ist ein echter Meilenstein. Darauf müssen wir aufbauen und sie mit einem robusten globalen Bepreisungssystem für Treibhausgasemissionen im Seeverkehr kombinieren. Das wird dann Vorreiter wie Sie hier bei Maersk schützen. Es bringt weitere Pioniere dazu, Ihrem Beispiel zu folgen und auf hoher See nachhaltig unterwegs zu sein. Und es könnte nicht nur weltweite Einnahmen für inländische Innovationen generieren, sondern auch Entwicklungs- und Schwellenländer bei Innovationen und der Bewältigung der Klimawandelfolgen unterstützen.

Liebe Gäste,

dieses Schiff, dieser Augenblick – sie stehen für Europas Entschlossenheit, im Kampf gegen den Klimawandel eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wir verwandeln eine Herausforderung für unsere Generation in eine neue Wachstumsstrategie. Auf diesem Weg ist nur der Horizont eine Grenze für uns. Ich bin zuversichtlich, weil wir unser Ziel kennen und unsere Schiffe gemeinsam einem klaren Kurs folgen. Wir bauen auf Sie, wir wissen, dass wir uns auf Sie verlassen können. Lassen Sie uns also tun, was getan werden muss.

Vielen Dank.

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